Der Businessplan für Ärzte

Businesspläne sind für Unternehmensgründer in der freien Wirtschaft seit Jahrzenten selbstverständliche Voraussetzung für die Planung der selbstständigen Tätigkeit. Immer mehr Ärzte und Ordinationsgründer stehen seit einigen Jahren ebenfalls vor der Herausforderung, einen Businessplan zu verfassen.

Einerseits haben die wirtschaftlich angespannte Situation und die Einführung von Basel III Kreditvergaben drastisch verschärft, andererseits haben auch die strukturellen Änderungen im Gesundheitssystem, die zunehmend Gemeinschaftspraxen, Primärversorgungszentren und Praxisübernahmen fördern, den Businessplan zur unverzichtbaren Voraussetzung für das Unternehmen Arztpraxis gemacht.

Wozu überhaupt ein Businessplan?

Ein Businessplan beschreibt die unternehmerischen Absichten des Arztes. Grundsätzlich gliedert sich ein Businessplan in zwei Teile: Den Unternehmensteil und den Finanzteil. Ein Businessplan legt im Detail dar, wie und bis wann die Praxis Gewinne schreibt, wie Zuweiser und Patienten angesprochen werden und wie hoch die Investitionen und die laufenden Kosten für die Praxis sind. Ein guter und ausführlicher Businessplan umfasst circa 20 bis 50 Seiten.

Der Businessplan enthält folgende Elemente:

Das Executive Summary

Das Executive Summary ist die Zusammenfassung des Businessplans. Das Executive Summary steht zwar ganz am Anfang, sollte aber erst zum Schluss verfasst werden. Im Summary werden alle relevanten Punkte auf maximal einer Seite dargestellt und geben einen kurzen Überblick über das Vorhaben mit Zielen, Patientennutzen, Leistungsspektrum, den rechtlichen Grundlagen sowie der Planung der Finanzierung des Unternehmens Arztpraxis.

Der Arzt und seine persönlichen Voraussetzungen

Warum möchte der Arzt künftig in einer Praxis tätig sein und welche persönlichen und fachlichen Voraussetzungen bringt er dafür mit? Dazu gehören Fachausbildung und die Darstellung der Zusatzqualifikationen ebenso wie die Beschreibung von persönlichen Erfolgsvoraussetzungen wie Management- bzw. Unternehmerqualifikationen. Gerade im Unternehmen Arztpraxis sind unternehmerische Fähigkeiten ebenso wichtig wie fachliche Voraussetzungen und der berufliche Werdegang. Mediziner haben selten eine wirtschaftliche Ausbildung genossen – daher ist es wichtig, jegliche Kompetenz in diesem Bereich anzuführen und zu erläutern.

Standort und Mitbewerb

An welchem Standort soll die Praxis künftig geführt werden? Dabei ist es wichtig, sowohl Infrastruktur der Lage (öffentliche Anbindung und Erreichbarkeit) sowie die demographischen Voraussetzungen am Standort zu analysieren. Wer wohnt im Einzugsgebiet, wie hoch ist der Bildungsgrad und die Kaufkraft der Einwohner und wie wird sich das Gebiet künftig entwickeln? Wer sind meine Mitbewerber und über welche Stärken und Schwächen verfügen diese? Die Mitbewerber- und Standortanalyse ist wichtige Voraussetzung, um die eigene Dienstleistung „am Patienten“ und „differenziert zu Mitbewerb“ auszurichten. Das heißt: Die Dienstleistung kann an den Bedürfnissen und Anforderungen des Patienten ausgerichtet werden. Gleichzeitig sollte man sich in irgendeiner Form vom Mitbewerb abheben.

Die rechtliche Form der Praxis

Wird die Praxis als Einzelpraxis, Gruppenpraxis oder Ordinationsgemeinschaft geführt und wie ist der rechtliche Rahmen dafür? Unterschiedliche Rechtsformen wie die Offene Gesellschaft, die GmbH oder die Tätigkeit als Einzelunternehmer sind möglich. Hier wird auch die Entscheidung begründet, ob man als Kassenarzt oder Wahlarzt tätig wird und ob die Ordination und die Einrichtung/Gerätschaften gekauft, gemietet bzw. geleast oder im Rahmen einer Praxisübernahme erworben werden.

Leistungsspektrum und Alleinstellungsmerksmal

Das Leistungsspektrum bzw. die angebotenen Untersuchungen und die dazu benötigten Gerätschaften sind Basis der innovativen Geschäftsidee bzw. des Alleinstellungsmerkmals. Hier wird beantwortet, was die geplante Ordination im Idealfall von allen anderen Ordinationen unterscheidet. Das können einerseits spezielle Untersuchungsmethoden (Bsp. One-Stop-Shot), eine Kombination aus Fachausbildungen oder auch spezielle Öffnungszeiten oder Serviceleistungen wie Kinderbetreuung oder Hausbesuche sein.

Organisation und Ablauf

Im Kapitel Organisation und Ablauf werden benötigte Mitarbeiter sowie die Organisationsstruktur der Praxis kurz dargestellt. Über welche Öffnungszeiten verfügt die Praxis und wird sie als Bestellpraxis oder ohne Voranmeldung geführt? Wie werden Patientendaten verwaltet, wie werden Abläufe eingehalten und Zuständigkeiten verteilt? Welche gesetzlichen Vorgaben bzw. Qualitätsstandards müssen beachtet werden? Die ÖQmed (Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Medizin) gibt hier Hilfestellung und Vorgaben, die jeder Ordinationsgründer von Anfang an in den Praxisalltag übernehmen sollte. Auch wichtige Berater der Ordination wie Steuerberatung, der Finanzierungsberater der Bank, der Rechtsanwalt oder eine eigens eingestelltes Praxismanagement sind anzuführen.

Patientenzielgruppe und Patientennutzen

Der Patient ist künftig der wichtigste Adressat und im Falle einer Vollzeittätigkeit für den gesamten erwirtschafteten Umsatz der Praxis verantwortlich. Patienten finanzieren künftig Mitarbeiter, laufende Ordinationskosten sowie den privat benötigten Aufwand wie Unterhalt und Lebenskosten. Daher sollte die Zielgruppe „Patient“ im Vorfeld genau analysiert werden. Wer sind potenzielle Patienten? Hier empfiehlt es sich, die Zielpatienten nach Alter und Krankheitsbild aufzuschlüsseln und zu überlegen, welche Anforderungen und Voraussetzungen die Zielgruppe damit mit sich bringt.

Marketing und Patientenansprache

Marketingplanung und Patientenansprache werden in vielen Businessplänen von Arztpraxen erst nicht behandelt, weil ihnen zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Dabei stellt der Patient den wichtigsten Erfolgsfaktor für die Praxis dar! Längst nicht mehr sind die Eröffnung einer Praxis automatisch Garant für einen nicht enden wollenden Patientenstrom.

Gerade bei der Praxisgründung ist es wichtig, die Patientenansprache gut zu planen, damit von Anfang an eine kostendeckende Auslastung gewährleistet ist. Die Gestaltung eines Markenkonzepts sowie einer Webseite und die Organisation eines „Tags der offenen Tür“, eines Postwurfs bzw. einer Ankündigung in lokalen Medien zählen zu den unbedingt erforderlichen Basismaßnahmen einer Praxiseröffnung. Auch die Patientenansprache in den Folgejahren durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit sollte dargelegt werden.

Investitionsplan

Im Investitionsplan werden alle nötigen Investitionen wie Ablöse, Raumausstattung, Untersuchungsgeräte aber auch Kosten für Beratung und Planung bis zur Praxiseröffnung aufgestellt. Der Investitionsplan gibt lediglich Übersicht über die Anschaffungskosten für die Praxis, nicht über die laufenden Kosten!

Finanzierungsplanung und Kapitalaufstellung

Wie hoch der Finanzierungsaufwand ist, hat der Investitionsplan bereits festgelegt. In der Kapitalaufstellung werden nun vorhandenes Eigenkapital bzw. Vermögenswerte und das restliche benötigte Fremdkapital ermittelt. Wie hoch ist der Kredit der benötigt wird?

Umsatzplanung /Einnahmen-Ausgaben-Planung

Im Umsatzplan werden alle künftigen Einnahmen und Ausgaben der Arztpraxis genau dargestellt. Hier werden die Umsatzerlöse durch Patienten und die laufenden Ausgaben für Miete, Personal, etc. angeführt. In der Umsatzplanung zeigt sich, wie viele Patienten behandelt werden sollten, welcher Umsatz pro Patient für Kostendeckung nötig ist wo die Gewinnschwelle der Ordination liegt. Auf der Ausgabenseite werden Personalkosten, Ordinationskosten, Versicherung und Kammerbeiträge sowie die Finanzierungskosten angeführt. Die Umsatzplanung sollte unbedingt mit einem Berater erfolgen, der das Unternehmen Arztpraxis gut kennt! In der Regel wird die Umsatzplanung gemeinsam mit einem Steuerberater vorgenommen.

Liquiditätsplanung

Die Liquiditätsplanung schließlich legt fest, wie hoch die liquiden (flüssigen) Mittel sind, die dem Arzt zur Verfügung stehen. In der Liquiditätsplanung werden Einkommenssteuer, Abschreibungen, Investitionsrücklagen sowie die privaten Aufwände dargelegt. Was hier noch unter dem Strich übrig bleibt, wird als freie Spitze bezeichnet.

 

Dieser Artikel wurde auch im Ärztemagazin veröffentlicht und steht hier zum Download bereit.

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